Der Lorcher Maler und Grafiker Hans Kloss wird heute 65 Jahre alt

Zum Lesen kommt er wohl nicht

Ob er inzwischen einige der Tausende Bücher, die er bis dato gekauft hat - "um sie später einmal zu lesen" - in Angriff genommen hat? Zumindest hat Hans Kloss an seinem 60. Geburtstag diese Hoffnung gehegt. Heute wird der Lorcher Maler 65. Zeit zum Lesen hat er in diesen fünf Jahren vermutlich nicht gefunden. Denn da war doch 'was.
VON WOLFGANG NUSSBAUMER

Genau. Die Staufer sind ihm in die Quere gekommen. Ihnen wollte er ein kunstvolles Denkmal setzen und damit seinen Traum erfüllen. Den Traum vom Rundbild, an dessen Verwirklichung er schon bei seinem letzten runden Geburtstag hartnäckig gearbeitet hat. Inzwischen ist das Werk vollbracht, die Vision Wirklichkeit geworden: 30 Meter breit und 4,50 Meter hoch entfaltet sich im Kapitelsaal des Klosters Lorch das bunte Panorama staufischer Geschichte.

Wer solch ein Projekt organisatorisch und künstlerisch stemmt, muss ein überzeugender Täter sein - und zäh wie Leder. Er hatte schon früh gelernt, sich durch zu schlagen. In Schlesien 1938 geboren, nach Böhmen und Sachsen vertrieben, seilte er sich mit 15 Jahren in den Westen ab und landete mit amerikanischer Mithilfe in Schwäbisch Gmünd. Sein Talent, mit dem er schon während der Schulzeit Marx und Engels, Lenin und Stalin plakativ ins Bild gesetzt hatte, kam ihm später bei der Ausbildung zum Porzellanmaler zugute. Die dabei eingeübte Akribie (er schloss die Lehre als Landesbester ab) nützte ihm viele Jahre später beim Rundbild.

Dazwischen fasste er als Maler Fuß, ließ mit 25 Jahren und einer Ausstellung im "Prediger" aufhorchen, richtete sich in Schwäbisch Gmünd eine eigene Galerie ein, drückte dem Gmünder Kunstverein als Vorsitzender und der Kunstszene der Stauferstadt im Verein mit Dietz, Giers und Sommer seinen provokanten Stempel auf - dieser Kloss erwies sich als Hansdampf in allen Gassen.

In den frühen Sechzigerjahren liebäugelte er mit der Pop-Art, kokettierte mit der naiven Malerei, in der seine spätere und inzwischen wieder von ihm getrennte Frau Maria Kloss reüssierte, suchte sein malerisches Heil in den Wolken, um dann den Grafiker in sich in einer bunten Strichwelt zu Blatte kommen zu lassen. Landschaften und Porträts werden aus vielen nichtfigürlichen Elementen geboren. Leserinnen und Leser dieser Zeitung führt Hans Kloss übrigens Tag für Tag durchs Blatt, in Form der von ihm gestalteten Seitenköpfe. Ein Multitalent eben.

Irgendwann kann man den Preisen dann nicht mehr aus dem Wege gehen. Sein vielfältiges Engagement, das ihn als Lorcher Stadtrat auch in die Kommunalpolitik geführt hat, ist unter anderem mit dem Wilhelm-Busch-Preis und dem Preis des Gmünder Arbeitskreises Kultur gewürdigt worden.

Quelle: Schwäbische Post 12.7.2003 - www.schwaepo.de