Lüftungsklappe als Fahne
Hans Kloss malt 16 Meter langes Wandbild mitten in Lorch
Der Lorcher Maler Hans Kloss macht rund um das Lorcher Rathaus die Heimatgeschichte erlebbar.Hans Kloss macht einmal mehr Geschichte sichtbar. Diesmal auf der Fassade einer Apotheke in Lorch. (Foto: UR)
LORCH. Dank seines Mäzens Albert Grieser von der Rathaus-Apotheke, auf deren Südseite Kloss gerade fast täglich auf dem Gerüst mit dem Malerpinsel hantiert, um Staufer und Habsburger Kaiser und württembergische Könige samt Pferden an die Wand zu malen.
Apotheker Grieser, ein Staufer- und Geschichtsfan seiner Heimatstadt Lorch hatte den Wunsch die Südfassade seiner Apotheke neu zu gestalten – und Hans Kloss hatte sofort die richtige Idee. So zieren 23 Figuren und 19 Pferde die 16 Meter lange Hauswand in einem Fürstenzug von Barbarossa bis zu den Königen Friedrich und Wilhelm aus dem Hause Württemberg.
Lorchs Bürgermeister Karl Bühler kann täglich aus seinem Dienstzimmer den Fortschritt der Malkunst begutachten, wenn Hans Kloss mit ihm auf Augenhöhe auf dem Gerüst die Konturen verfeinert. Dabei wurde eine Lüftungsklappe die sich in der Hausfassade befand als Kaiserliche Standarte, die im Wind flattert, in sein Wandbild integriert.
Kloss Kunstwerke sind Wegmarken rund um das Lorcher Rathaus. So ziert seit 2005 die Westseite der Apotheke der Trauerzug von Herzog Friedrich I.; auf dem Oria Platz hat Hans Kloss in einem Relief die Freundschaft der Stauferstädte Oria und Lorch verewigt, nicht zu vergessen die lebensgroße Figur von Eduard Mörike vor dem Mörikehaus in der Hauptstraße. Sie alle sind sichtbare Zeichen des Malers Hans Kloss, der mit seinem 30 Meter langen Stauferrundbild im Kloster Lorch sich schon ein Denkmal gesetzt hat.
Zum 800. Todestag von Irene von Byzanz im kommenden Jahr plant er ein dreiflügeliges Altarbild für die Lorcher Klosterkirche. UR
Quelle: Gmünder Tagespost 28.9.2007 - www.gmuender-tagespost.de
Kleiner Fürstenzug, Wandmalerei an der Südseite der Rathaus-Apotheke Lorch, 2007. Auf einer Länge von 16 Metern sind die Herrscher Schwabens und Württembergs von Kaiser Friedrich I. Barbarossa bis König Wilhelm II. dargestellt. – An der Westseite des Gebäudes: Umbettung von Herzog Friedrich I.
Die Lüftungsklappe als Fahne, gelber Farbtupfer in der Mitte.
Informationstafel zum Fürstenzug.
Leider liegt die Südseite fast immer im Schatten.
Einfach nur gelb
Von Julia TrinkleWird das Wandbild an der Rathaus-Apotheke in Lorch noch farbig, fragen sich Lorcher beim Anblick des neuen Werks ihres Künstlers Hans Kloss. "Nein", sagt er, das Gelb einer Pferdedecke und weniger Kleinteile bleibt die einzige Farbe in dem Fürstenzug. So hebt er das Ross von Konrad IV. hervor.
Vielleicht findet er ihn ja besonders bemerkenswert, vermuten die einen. Nein, nein, wissen andere, er will ihn als Verräter darstellen, wie auch Künstler des Mittelalters Judas mit einem gelben Mantel malten.
Das Gelb könnte laut Goethe genauso für Wärme stehen, nach dem Volksmund für Neid oder aber auf die Weisheit von Apotheker Albert Grieser als Auftraggeber hinweisen, geht die Diskussion weiter. Mit der FDP, der Post und der Verwarnung im Fußball hat es sicher nichts zu tun. Oder doch?
Eventuell hält Kloss die Farbe wie Kandinsky für beunruhigend und wollte die beängstigende Macht weltlicher Herrscher anprangern. Vincent van Gogh jedoch – entgegnen andere - drückte mit der Farbe Gelb die Sehnsucht nach einem heiteren Leben aus. Ist da der Grund für die einseitige Farbgebung des Wandbildes zu finden?
Deutungen über Deutungen – und was sagt Hans Kloss dazu? "Ich wollte nur in der Mitte einen Farbtupfer setzen." Aha, doch so einfach.
Quelle: Gmünder Tagespost 4.10.2007 - www.gmuender-tagespost.de