"Alles unter einem Himmel"
Kulturwissenschaftlerin Susanne Lange-Greve schreibt an einem Buch über den Lorcher Maler Hans KlossFür das Literaturarchiv Ostwürttemberg in Lautern ist sie die gute Fee, die schon manchen reichen Nachlass auswertete und Schriftstellerleben mit einer einfühlsamen Publikation der Vergessenheit entriss. Das Buch, an dem die Kulturwissenschaftlerin Dr. Susanne Lange-Greve derzeit arbeitet, ist erstmalig einer noch lebenden Persönlichkeit gewidmet: dem Lorcher Maler Hans Kloss.
VON BIRGIT MARKERT
Weil Bilder und Fotos von Hans Kloss abgebildet werden sollen, wird das Format in Richtung Katalog gehen. Was die Recherche auch völlig anders gestaltet: Bei Kloss wandelt sie auf den Spuren eines noch lebenden Künstlers. Samstags besucht sie den Maler oft in der Grät, wo er an seinem Gmünder Epos arbeitet. So engagiert und beredt ihn die Besucher bei den Führungen zu seinem Lorcher Stauferrundbild oder in seinem derzeitigen Atelier in der Grät kennen, erzählt er seiner Biografin seine Lebensgeschichte.
Susanne Lange-Greve: Hans Kloss: Alles unter einem Himmel. Schwäbisch Gmünd 2011, Broschiert 206 Seiten, ISBN 978-3936373615
Weil sich die Situation der Kunst in Gmünd in dem Leben von Kloss spiegelt, fließt auch viel Lokalgeschichte mit ein. Die rebellischen Künstler, allen voran Kloss, der Ausstellungsleiter des Gmünder Kunstvereins war, machten mit Aktionen auf sich aufmerksam, was ganze Seiten der lokalen Presse füllte und unzählige Leserbriefe nach sich zog.
Auch Familiengründung, das naturnahe Leben im Schnellhöfle und seine Arbeit als Grafiker werden beleuchtet. Eine wichtige Periode in seinem Leben ist die Arbeit am Stauferrundbild und am Gmünder Epos.
Das Aktuelle suchen
Susanne Lange-Greve arbeitet heraus, dass Kloss immer das Aktuelle in geschichtlichen Ereignissen sucht und deshalb nicht als Historienmaler verstanden werden will. Immer wieder kehrt der Künstler zu seinen Wolkenbildern mit expressivem Himmel zurück. "Alles unter einem Himmel" ist denn auch der Arbeitstitel dieses neuen Bandes, der Einblick in beides, Leben und Werk, geben will.
Egal, ob sie posthum oder über einen lebenden Menschen schreibt – immer geht es der 1961 geborenen Kulturwissenschaftlerin darum, ein Gesamtbild einer Persönlichkeit entstehen zu lassen. Sich einzulesen, Fragen zu stellen, detektivisch den Spuren zu folgen und so offen wie möglich zu sein für das zunächst fremde Leben – mit dieser Herangehensweise verspricht auch das Buch über Hans Kloss wieder ein einfühlsames Portrait zu werden.
Quelle: Gmünder Tagespost 8.6.2010 - www.gmuender-tagespost.de
Harald Pröhl: Bis der Pinsel aus der Hand fällt, Gmünder Tagespost 29.6.2011