Kloster Lorch
Jubiläum - 900 Jahre Kloster Lorch


Thema des Monats Juli 2002 – Viel los in der Geschichte! – Rund um die Staufergeschichte: das Rundbild von Hans Kloss in Kloster Lorch

Staufergeschichte, mehr als das Auge fassen kann: Eine schmale Türe führt mitten hinein in die Geschichte der Stauferdynastie. Die Eintretenden findet sich wieder umringt von unzähligen historischen Orten, an denen die Staufer wirkten. Man erblickt das heimische Lorch, aber auch die weit entfernten Städte Aachen, Rom und Neapel. Prachtvolle Königs- und Kaiserkrönungen, idyllische Landschaften, wohl geordnete Kriegs- und Kreuzzugsheeren: insgesamt sind es über 1000 Figuren und unzählige Tiere. Ein mächtiges Historientheater entfaltet seine überschwängliche Pracht im Lorcher Stauferrundbild. Der Schöpfer des Opus ist ein Lorcher: der Maler Hans Kloss

Da gibt es viel zu sehen im einstigen Kapitelsaal von Kloster Lorch. Nicht nur für Einheimische, die so manch bekanntes Gesicht unter den mittelalterlich gewandeten Gestalten wiedererkennen dürften: Kloss hat nämlich regionale Prominenz, Sponsoren und andere mehr oder weniger wichtige Figuren, in seinem Werk verewigt. Pech für alle, die nicht dabei sind!

Die alt bewährte Bildgattung des Rundbildes hat ihre Anziehungskraft nach wie vor nicht verloren. War sie doch am Ende des 18. und am Beginn des 19. Jahrhunderts durchaus salonfähig. Mit handgearbeiteten Panoramatapeten vergegenwärtigte sich die vornehme Gesellschaft beliebte Landschaften in den eigenen vier Wänden. Dann entdeckte man die Wirkung des Rundbildes als Jahrmarktsattraktion; berühmte Städte, historische Ereignisse wie etwa große Schlachten und andere häufig patriotische Themen erfreuten sich großer Beliebtheit. Heute ist die Gattung beinahe verschwunden. Nur vereinzelt entstehen neue Rundum-Gemälde. In Deutschland zuletzt 1987 in Bad Frankenhausen. Werner Tübke schuf dort ein Rundbild zum Gedenken an Bauernkrieg, Reformation und Renaissance. Auch das Stauferrundbild von Hans Kloss reiht sich in diese nunmehr über 200 Jahre alten Tradition ein und zeigt in vielen bewegten Bildern die Geschichte der aus Württemberg stammenden Staufer.

Die Vielfalt der Szenen im Lorcher Kapitelsaal ist überwältigend. Am Beginn des Rundbildes, gleich neben der Eingangstüre, erhebt sich der Hohenstaufen selbst, darunter liegt das Wäscherschloss und etwas im Hintergrund ist Kloster Lorch zu entdecken. Im Vordergrund zieht ein prächtiger Zug staufischer Ritter und Fürsten mit Wappen und Fahnen. Krönungsszenarien, Hochzeiten, Turniere und Jagdszenen reihen sich aneinander. Dort sticht die prachtvolle Hofhaltung Kaiser Friedrich II. mit vielen exotischen Tieren ins Auge, die der Herrscher nach Deutschland mitbrachte. Hier lockt die Darstellung der Krönung Barbarossas in Aachen zum Nähertreten. Eine Schlacht am Fuße des sizilianischen Castel del Monte, Kreuzzüge, Barbarossas Tod im Salef, Konradins Hinrichtung und auch das Konzil in Lyon (auf dem die völlige Vernichtung der Staufer beschlossen wurde), finden sich im Rund.

Ist das die Historie, wie sie war? Nein, sicherlich nicht! Das Lorcher Panorama ist vielmehr eine farbenfrohe Komposition, eine Interpretation der Historie in der Personen, Orte und Ereignisse aus 166 Jahren auf einer Länge von 30 Metern dargestellt sind. Menschen und Tiere tummeln sich dicht gedrängt auf allen Ebenen, bis hinauf zum Himmel. Auf jedem Berg thront eine Burg. In den Tälern kann man Zeltlager, Pfalzen und Städte entdecken. Eine riesige Simultandarstellung, in der - kunstgeschichtlich gesehen - vieles seine motivischen und kompositorischen Vorbilder in der italienischen Frührenaissance findet: etwa bei den Malern Paolo Uccello, Mantegna, Benozzo Gozzoli oder bei Pisanello. Die bedrängend direkte Wirkung verdankt das Riesenbild vor allem auch der starken, fröhlichen Farbigkeit: das hatte niemand geahnt, der noch vor zwei Jahren die detailreichen schwarz-weißen Vorzeichnungen auf dem runden Bildgerüst gesehen hatte. Ein großer historischer Spaß, an dem viele Besucherinnen und Besucher ihre Freude haben - vor allem, wenn sie vom Maler Hans Kloss selbst durch sein Werk geführt werden!

Quelle: schloesser-magazin.de Juli 2002